Das Goldene Brett 2023

Das „Goldene Brett“ für Ulrike Guerot

Goldenes Brett für Ulrike Guerot

Die Politologin Ulrike Guerot hat sich durch ihre Schriften und Auftritte zu einer Leitfigur der Verschwörungstheoretiker-Szene gemacht. Dafür erhält sie das „Goldene Brett vorm Kopf“. Der Preis fürs Lebenswerk geht an Daniele Ganser.

Das „Goldene Brett vorm Kopf“ ist ein satirischer Negativpreis für den größten unwissenschaftlichen Unfug des Jahres, vergeben von den Wiener Skeptikern, im Namen der internationalen Skeptiker- Organisation Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP).

Aus hunderten Nominierungen wurden drei FinalistInnen ausgewählt – als Siegerin des Jahres 2023 wurde schließlich bei einer Festveranstaltung im Wiener Stadtsaal am 5. Oktober die Politologin Ulrike Guerot gekürt. Neben Guerot hatten es auch der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg und der Fernsehintendant Ferdinand Wegscheider ins Finale geschafft. Das „Goldene Brett fürs Lebenswerk“ geht an den Publizisten Daniele Ganser.

Ulrike Guerot: Sie müsste es besser wissen

Ulrike Guerots Arbeit mag auf den ersten Blick harmlos und sinnvoll erscheinen: Sie sprach sich scharf gegen Corona-Maßnahmen aus – eine prinzipiell legitime Meinung. Sie setzte sich für „Corona- Aussöhnung“ ein – wer könnte da dagegen sein?

Doch ein genauerer Blick offenbart dahinter ein verschwörungstheoretisch-antiwissenschaftliches Weltbild. Daten werden selektiv ausgewählt, Statistiken werden falsch dargestellt, trotz klarer Widerlegung bleibt eine Korrektur aus. Man stößt bei Guerot auf die wissenschaftlich falsche Vorstellung, man könne mit „Yoga und Spiritualität“ das „Immunsystem stärken“ und so auf Corona- Maßnahmen verzichten. Manchmal sind ihre Thesen unfreiwillig komisch – etwa wenn sie behauptet, die „männliche Brutalität“ bei einem Fernsehinterview habe bei ihr spontan zu einem Herpes- Ausbruch geführt. Manchmal klingen ihre Slogans aber auch bedrohlich: Um Leute wie Anthony Fauci und Bill Gates solle man „sich kümmern“. Und „die dunklen Gestalten von Pfizer und Co“ lasse man „nicht entkommen“. Guerot unterstützt damit das Narrativ der großen Corona-Verschwörung, obwohl gerade sie als Politologin es besser wissen müsste.

Auch mit Aussagen über Russlands Angriff auf die Ukraine sorgte Guerot für Aufsehen: Die Rolle der Ukraine sei es gewesen, stellvertretend für den Westen einen Krieg mit Russland zu beginnen, erklärte sie. Wer hier wen angegriffen hat, wird kurzerhand umgedreht. Auch falsche Zitate und Plagiatsvorwürfe brachten Guerot wiederholt in die Medien. Die Universität Bonn hat sich von ihr distanziert.

Ulrike Guerots Aussagen kann man nicht unabhängig von ihrer Position beurteilen: Als Wissenschaftlerin trägt sie eigentlich die Verpflichtung, besonders sorgfältig mit Fakten umzugehen. Aus akademischer Macht folgt akademische Verantwortung: Ihre Stellung als Professorin verleiht ihren Thesen besonderes Gewicht, daher muss sie sich auch einen besonders kritischen Blick gefallen lassen. Auch ihre bemerkenswerte Breitenwirksamkeit als oft geladener Gast in Talkshows sowie das Wachsen ihrer Fangemeinde in der Querdenkerszene sprach aus Sicht der Jury dafür, Ulrike Guerot das diesjährige „Goldene Brett“ zu verleihen.

Daniele Ganser: Der Westen ist an allem schuld

Ähnlich wie Ulrike Guerot begann Daniele Ganser mit Thesen, die man mit gutem Recht diskutieren kann. Er trat als scharfer Kritiker von NATO und USA auf – jedes Militärbündnis und jeder Staat muss sich selbstverständlich gefallen lassen, aus politischen Gründen öffentlich kritisiert zu werden.

Doch Daniele Ganser rutschte Schritt für Schritt ins Milieu der Verschwörungstheorien ab: Dunkle Machenschaften vermutete er hinter den Terroranschlägen vom 11. September; hinter vielen Übeln der Welt – einschließlich dem Ukraine-Krieg – stecken aus seiner Sicht „westliche“ Mächte. Oft bleibt Ganser dabei bewusst vage: Er „stellt nur Fragen“, er empfiehlt bloß bestimmte Medien – etwa „Russia Today“ oder „KenFM“, während er von öffentlich-rechtlichen Sendern abrät.

Damit wurde er zum Star der Verschwörungstheoretiker-Szene, mit Kontakten tief hinein in die Esoterik-Community. Für Ganser ist das ein gutes Geschäft: Er füllt mittlerweile große Hallen und ist ein gefragter Vortragender. Auch wenn zu vermuten ist, dass Ganser noch lange aktiv bleiben wird und große Highlights seines Schaffens erst folgen werden, bekommt er schon jetzt ein „Goldenes Brett fürs Lebenswerk“.

27. September 2023

Was war der größte unwissenschaftliche Unsinn des Jahres?

Das „Goldene Brett vorm Kopf“ ist ein Negativpreis, vergeben von den Wiener Skeptikern. Mit ihm werden Menschen und Organisationen ausgezeichnet, die mit wissenschaftlich widerlegten Thesen Geld, Ruhm oder Einfluss anstreben, obwohl sie es eigentlich längst besser wissen müssten. Von Wunderheilern bis zur Wünschelrute – die Welt des esoterischen Unsinns ist groß und weit. Bei der Verleihung des „Goldenen Bretts“ werden die Jahreshighlights präsentiert und das herausragendste von ihnen gekürt.
Ein Abend zum Lachen, zum Kopfschütteln und zum Klügerwerden.

Über 300 Einreichungen haben uns in diesem Jahr ereilt. Die Jury fasst diese zur Short-List der Top-3-Nominierten zusammen: Politologin Ulrike Guerot, der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg und der Fernsehintendant Ferdinand Wegscheider stehen auf der Shortlist für den Negativpreis für antiwissenschaftliche Schwurbelei – mehr auf der Seite zum Event. Wer gewinnen wird, warum und auch wer den Preis „Goldenes Brett für das Lebenswerk“ sein/ihr eigen nennen darf erfahrt ihr am 5. Oktober 2023 ab 19:30!

Folgt uns auf Twitter oder Facebook!